• Luna Ali über Hannah Arendt
    May 4 2025
    Für die vierte Folge der zweiten Fempire-Staffel hat Rasha die Theater- und Prosaautorin Luna Ali als Gästin eingeladen. Lunas großartiger Debütroman „Da waren Tage“ erschien letztes Jahr, in dessen Kapiteln wir den Protagonisten Aras jedes Jahr am Jahrestag der Syrischen Revolution von 2011 an einem anderen Punkt seines Lebens antreffen. Dabei erleben wir nicht nur, wie die Ereignisse in Syrien sich auf Aras‘ Wahrnehmung von Realität und Fiktion auswirken, sondern wie Sprache beim Erzählen zwischen Deutschland und Syrien an ihre Grenzen gerät und immer wieder nach neuen Formen sucht. Auf Lunas Wunsch hin, wagen sich die beiden mit Hannah Arendt an eine der bedeutendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts heran. 1906 in Linden bei Hannover geboren und in Königsberg aufgewachsen, studierte sie Philosophie, Theologie und Klassische Philologie und promovierte bei Karl Jaspers. Von der Gestapo verfolgt, flüchtete Arendt 1933 nach Paris und wegen des Vorrückens der Nazis 1941 ein zweites Mal in die USA, wo sie nach achtzehn Jahren Staatenlosigkeit 1951 die Staatsbürgerschaft erhielt. In New York, wo sie bis zu ihrem Tod 1975 lebte, lehrte sie an verschiedenen Universitäten, vor allem aber schrieb sie an einem so bedeutenden wie umfangreichen Werk politischer und philosophischer Texte. Um die Annäherung an die Werke der politischen Denkerin und Philosophin zu erleichtern, konzentrieren sich die beiden auf Arendts 1951 erstmals unter dem Titel „The Origins of Totalitarianism“ und 1955 auf Deutsch veröffentlichtes Opus magnum „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft: Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus“ sowie auf ihren deutlich schlankeren Essay von 1943 „We Refugees“ („Wir Flüchtlinge“). Rasha und Luna sprechen über die schreckliche Aktualität von Arendts Werken, über Aktivismus und die Frage nach politischem Handeln, die sowohl Luna wie Arendt in ihren Texten beschäftigt. Außerdem erzählt Luna in einem kleinen Exkurs von ihrer Reise nach Syrien Anfang dieses Jahres. Bei alldem fragen sich Rasha und Luna immer wieder: was hätte wohl Hannah Arendt dazu zu sagen?
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    1 hr and 11 mins
  • Şehnaz Dost über Leyla Erbil
    Apr 6 2025
    Gästin der dritten Folge der zweiten Staffel ist Şehnaz Dost, Autorin mehrerer in verschiedenen Zeitschriften publizierten Prosatexte und des im Februar 2024 veröffentlichten Debütroman „ruh“, der im Herbst dieses Jahres auch als Taschenbuch erscheinen wird. Während Cemal, der Protagonist des Romans, versucht Ordnung in die kleinen und großen Unordnungen seines Familien-, Liebes- und Berufsleben zu bringen, verstrickt er sich in seinen Träumen immer wieder und tiefer in seine Familiengeschichte. Dieses von Şehnaz klug komponierte Spiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Traum und Wirklichkeit, ist durchwirkt von Mythologie, Geschichte und Musik, deren Einfluss diesem Roman seinen unverwechselbaren Sound verleiht. Weil Musik eine so große Rolle in Şehnaz‘ Schreiben spielt, werden Şehnaz und Rasha nicht nur, wie sonst, über eine weibliche literarische Größe sprechen, sondern auch über eine musikalische. Die beiden widmen sich der Autorin Leylâ Erbil, die 1931 in Istanbul geboren wurde und dort 2013 verstorben ist, und ihrem einzigen ins Deutsche übersetzten Roman ‚Eine seltsame Frau‘ (Ü: A. Gillitz-Acar & A. Hoch). Er erzählt die Geschichte von Nermin, die sich in der Türkei der 1950er-1970er Jahre ihren eigenen Weg als Frau, Intellektuelle und politische Denkerin zu bahnen versucht. Der im türkischen Original 1971 veröffentlichte Roman stellt allerdings nur einen kleinen Teil von Leylâ Erbils Romane, Kurzgeschichten und Essays umfassenden Gesamtwerks dar. Während Erbils Büchern zu Klassikern der türkischen modernen Literatur zählen, ist die Autorin in Deutschland kaum bekannt. Şehnaz und Rasha sprechen darüber, warum das so ist, die Dürftigkeit des westlichen Kanons im Allgemeinen sowie die Unzulänglichkeit und Allgegenwärtigkeit von Übersetzung. Deutlich bekannter als Leylâ Erbil ist Sängerin, Rapperin und Songwriterin Lauryn Hill, deren einziges und legendäres Solo-Album „The Miseducation of Lauryn Hill“ von 1998 Şehnaz sehr geprägt hat. In ihrem Gespräch mit Rasha konnte es deshalb nicht unbesprochen bleiben, besonders weil Şehnaz und Rasha in dieser Folge immer wieder darauf zurückkommen werden, wie es ist, einem Text oder Musikstück nach vielen Jahren wiederzubegegnen. Als Produzentinnen standen Rasha auch für diese Folge wieder Kathrin Albrecht und Asya Kurtuldu zur Seite.
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    1 hr and 28 mins
  • Leyla Bektaș über Olga Ravn
    Mar 3 2025
    Rashas Gesprächspartnerin für die zweite Folge der zweiten Staffel ist die Schriftstellerin Leyla Bektaș. Nach Textveröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien erschien 2024 ihr großartiger Debütroman „Wie meine Familie das Sprechen lernte“, der die Geschichte von Alev, einer jungen Alevitin in Deutschland, erzählt. Leyla verwebt hier kunstvoll mehrere Zeit- und Erzählebenen und zieht ihre Leserschaft immer weiter hinein in die Vergangenheit von Alevs Familie, die immer wieder mit einschneidenden Ereignissen der Geschichte der türkischen Republik zusammenfällt und von diesen aus der Bahn geworfen wird. Im gleichen Jahr wie Leylas Debüt erschien auch die deutsche Fassung des Romans „Meine Arbeit“ der dänischen Schriftstellerin, Lektorin und Übersetzerin Olga Ravn (das Original wurde 2023 in Dänemark herausgebracht), den sich Leyla für diese Folge ausgesucht hat. 1986 in Kopenhagen geboren veröffentlichte Ravn neben einigen Lyrikbänden 2018 ihren ersten viel gelobten Science-Fiction-Roman „Die Angestellten“, der 2022 ins Deutsche übertragen wurde. In ihrem jüngsten Buch dagegen blickt Ravn durch ein Prisma literarischer Formen auf Mutterschaft, Weiblichkeit, (familiale) Beziehungsstrukturen ebenso wie auf mentale Gesundheit, die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache oder den literarischen Topos des Doppelgängers. An all diese Themen und viele mehr knüpfen Leyla und Rasha in ihrem Gespräch an. Sie sprechen über Autofiktion und Fiktion als Schutzschild, die Dekonstruktion des Mutterschaftsmythos, Ravns materialistische Weltauffassung und sinnieren, wie Ravn selbst auch, über die Frage „what a book can do“. Als Produzentinnen standen Rasha auch für diese Folge wieder Kathrin Albrecht und Asya Kurtuldu zur Seite.
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    1 hr and 30 mins
  • Asal Dardan über Jenny Diski
    Feb 1 2025
    Nach längerer Pause kehrt Fempire nun zurück. Mit von der Partie beim Wiedereinstieg sind nicht nur die zwei neuen Producerinnen Asya und Kathrin, die Rasha beim Podcast im Hintergrund unterstützen, sondern als erste Gästin der zweiten Staffel auch die wunderbare Schriftstellerin Asal Dardan. Nach ihrem 2021 veröffentlichten und hochgelobten Essayband "Betrachtungen einer Barbarin", erschien diese Woche mit "Traumaland: Eine Spurensuche in deutscher Vergangenheit und Gegenwart" ihr zweites Buch - schon jetzt eine absolute Pflichtlektüre - in dem Asal über die Erinnerungskultur in Deutschland, den Zusammenhang zwischen Struktur und rassistischer Gewalt, Verantwortung und Aufarbeitung nachdenkt. Mitgebracht hat Asal die britische Autorin Jenny Diski (1947-2016), Verfasserin zahlreicher Essays, Romane, Kurzgeschichten und Reisetagebücher. Diski ist vor allem in Großbritannien für ihr umfangreiches und genreübergreifendes Werk bekannt, aber auch für ihre Beziehung zur Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing. Lessing nahm Diski als Teenagerin in ihrem Haushalt auf und blieb eine Figur an die sich Diski nicht ohne Ambivalenz und Reibung in ihrer literarischen Arbeit erinnert. Jenny Diski, ihr Schreiben und ihre Geschichte sind in Deutschland bisher leider nahezu unbekannt. Neben dem komplexen Verhältnis zwischen Diski und Lessing, Mutterschaft & Autorinnenschaft und der Begrenztheit unserer Vorstellungen von Beziehungen, unterhalten sich Rasha und Asal über verrückt-Werden als womöglich einzig richtige Reaktion auf das Zeitgeschehen, Solidarität und die Haltung des essayistischen Ichs.
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    1 hr and 25 mins
  • Der Friendship Fempire mit Lena Gorelik
    Dec 17 2023
    Die Welt, Lenas und meine Welt, die Welt vieler, vieler Menschen hat sich in den letzten zwei Monaten durch die grausamen Ereignisse, die im Nahen Osten geschahen & noch geschehen, vollkommen verändert. Lena ist Jüdin, ich bin Araberin. Wir sehen uns beide als eher sekulär, praktizieren die Religion, in die wir hinein geboren wurden, nicht wirklich. Wir fühlen uns aber emotional tief verbunden mit unseren Herkunftskulturen, mit den Geschichten & vor allem unseren Familien, die dahinter stecken & nicht zuletzt auch unser Schreiben & unsere Arbeit prägen. Seit dem 7. Oktober haben wir gemeinsam geweint, uns erzählt, was wir in unseren Welten beobachten, haben um Worte gerungen, Sprachnachrichten, Fotos von Herbstlaub & Weihnachtsvorbereitungen und Textideen & -Entwürfe ausgetauscht. Wir haben uns oft, sehr oft gegenseitig gefragt "Wie geht es dir?", haben geschrieben "Wollte nur mal bei dir nachchecken!" Wir haben nicht losgelassen. Und wir haben mit Deutschland gehadert, mit der Stimmung, den Medien & der Bubble, in der wir arbeiten. Nun setzen wir uns für ein Gespräch zusammen, in dem wir diese, unsere letzten Wochen reflektieren und darüber reden, dass eigentlich nur Freundschaft & Verbindung helfen kann, jetzt, und sowieso immer. Und dass man erstmal nicht viel braucht, außer einander einen sicheren Raum für's Traurigsein & Wütendsein & Hilflossein geben. Und dass wir zusammenhalten & aufeinander aufpassen müssen, wenn wir irgendwann wieder freier leben wollen. Liebste Lena - du weißt, wie dankbar ich bin für dich 💜 Und euch allen anderen wünsche ich, dass auch ihr Verbindungen habt, die euch Sicherheit geben. Achtet aufeinander. Und schon jetzt und mit diesem letzten Gespräch in diesem Jahr wünsche ich euch ein schönes Weihnachten und ein gutes, friedliches neues Jahr.
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    1 hr and 10 mins
  • Fempire LIVE @ Globale Festival mit Slata Roschal
    Nov 9 2023
    Ich freue mich riesig, heute eine ganz besondere Ausgabe mit euch teilen zu können. Das wunderbare Globale, Festival für Grenzüberschreitende Literatur hat mich nach Bremen eingeladen, um dort live vor Publikum ein Fempire Gespräch aufzunehmen. Als Gästin habe ich mir Slata Roschal gewünscht, deren Debütroman, 153 Formen des Nichtseins im letzten Jahr zu meinen Lieblingsbüchern zählte. Slata wiederum hat sich gewünscht, dass wir gemeinsam über Anke Stelling und vor allem über den Roman „Fürsorge“ sprechen. Aufgenommen haben wir in dem zauberhaften Kaffee Krach in Bremen, vor komplett vollem Haus. An dieser Stelle also auch nochmal ein dickes Dankeschön an das Kaffee Krach, an das Globale Festival und besonders an Tatjana Vogel für die Einladung, und an Frank Jacobsen für die Technik und den wunderbaren Mitschnitt.
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    1 hr and 10 mins
  • Nicole Seifert!
    Oct 14 2023
    Heute hab’ ich die Ehre und das große Vergnügen, eine ganz besondere Gästin begrüßen zu dürfen. Mit ihrem Buch Frauen-Literatur hat sie 2021 die Debatten und Diskussionen um Frauen im Autorinnenberuf einmal gründlich durchgeschüttelt und gilt seither quasi als Fackelträgerin für alles, was mit Frauen im Literaturbetrieb zu tun hat. Genau, die Rede ist von Nicole Seifert. Nicole ist promovierte Literaturwissenschaftlerin, ausgebildete Verlagsbuchhändlerin, Lektorin, Übersetzerin, Bloggerin, Herausgeberin, Autorin und Influencerin. Kaum jemand hat sich in den letzten Jahren für feministische Themen in der Literatur so sehr in die Bresche geworfen wie sie. Dafür wird sie manchmal kritisiert, aber von sehr vielen Menschen – auch und nicht selten auch von Autorinnenkolleginnen – auch gefeiert. Diesen Monat erblickt Nicoles neustes Projekt das Licht der Welt – gemeinsam mit der Buchhändlerin Magda Birkmann hat sie für den Rowohlt Verlag eine Reihe kuratiert, die vergessene Autorinnen aus dem 20. Jahrhundert in deutscher Erstübersetzung präsentiert. Außerdem erscheint im kommenden Jahr ihr neues Buch über die Frauen der Gruppe 47 unter dem fantastischen Titel „Einige Herren sagten etwas dazu“. Über all das sprechen wir. Auch über Misogynie als System in der Literaturkritik, über das Weglassen, das Abwerten, das absichtliche Vergessen von Werken weiblicher Autorinnen auf Lehrplänen und bei Versuchen sogenannter Kanonisierung und über ganz viele andere Dinge. Außerdem noch eine kleine Ankündigung – bald geht die Fempire Live Show in die nächste Runde, diesmal im Rahmen des wunderbaren Globale Literaturfestivals in Bremen. Am 31. Oktober, der hier bei uns im Norden ein Feiertag ist, werde ich im Bremer Kaffee Krach bei Kaffee und Kuchen live mit der Autorin Slata Roschal sprechen und aufnehmen. Ihr könnt dabei sein, meldet euch einfach über die Seite des Globale Festivals an. Alles über Nicole findet ihr hier , hier und hier Anmeldungen zu Fempire Live in Bremen findet ihr hier. (runter scrollen bis 31. 10.)
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    1 hr and 5 mins
  • Andrea Karimé über Arundhati Roy
    Sep 16 2023
    Andrea Karimé ist Kinderbuchautorin, Essayistin und ausgebildete Geschichtenerzählerin aus Köln. Sie schreibt wunderbare Kinderbücher über Kinder, die nicht unbedingt Lukas oder Anna heißen und nicht immer blond und blauäugig sind. Damit hat sie in diesem Jahr den Preis der jungen Literaturhäuser gewonnen und begeistert kleine und große LeserInnen in ganz Deutschland. Außerdem ist vor einigen Wochen ihr großartiger Essayband „Wörter, Wörter, Himmelörter“ erschienen, in dem sie poetisch und sprachverliebt dem Ursprung ihrer Sprache auf den Grund geht. Mitgebracht hat Andrea die indische Schriftstellerin Arundhati Roy, oder, wie Andrea sie nennt – ihre HabibtiHabibti – also ihre absolute Lieblingsautorin. Arundhati Roy wurde Ende der 1990er Jahre mit ihrem Roman „Der Gott der kleinen Dinge“ zu einem absoluten Superstar. Ihre Romane und Essays wurden in über 50 Sprachen übersetzt und neben ihrer schriftstellerischen Arbeit ist sie als politische Aktivistin auf der ganzen Welt unterwegs, im Kampf gegen Faschismus, Imperialismus und Kapitalismus. Und weil ich selbst auch ein riesiger Fan von Arundhati Roy bin, haben Andrea und ich viel und wild geschwärmt und gelacht. Außerdem wollte ich mit Andrea unbedingt über ihre Arbeit als Kinderbuchautorin reden und darüber, wie sie die Reaktionen ihrer jungen Fans erlebt. Für mich steht fest – wäre ich und jedes andere Kind nichtdeutscher Herkunft mit Büchern wie die von Andrea aufgewachsen – wir hätten uns so viel mehr und schneller gehört, gesehen und dazugehörig gefühlt. Allein deshalb wünsche ich mir, dass ihr all euren Kindern die Bücher von Andrea antragt. Alles über Andrea findet ihr hier und hier. Alles über Arundhati Roy findet ihr hier.
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    1 hr and 30 mins