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UGHW: Die sind Helden

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Wie viele Finger braucht ein Held? Uns persönlich reichen drei – plus Daumen, also vier. Das genügt Donald Duck, Homer Simpson, Calvin (Hobbes sowieso), Garfields Herrchen Jon, Felix the Cat und Hägar dem Schrecklichen vollkommen. Figuren, die mit reduzierter Anatomie eine erstaunlich hohe Identifikationskraft entfalten. Der fünfte Finger? Ein überflüssiger Wink in Richtung Realität. Donald Duck ist zynisch, selten erfolgreich und semischlau – genau unser Typ. Homer ebenso. Und Hägar bringt es im Dialog mit Sven Glückspilz auf den Punkt: „Lass mich erzählen, du verdrehst immer alles.“ – „War nicht gar!“ So ist das Leben. Echte Comic-Welten - also die mit fünf Fingern - sind überzeichnet und gerade deshalb so zugänglich. Sie bieten einfache Orientierung in einer kitschig-dualen Welt: Helden gut, Bösewichte böse. Superman ist super. Wonder Woman und Supergirl? Noch besser und textil näher an den Bedürfnissen der jugendlichen Zielgruppe. Helden sollen einfach Helden sein. Das reicht. Ironische Helden sind meist unlustig, selten unterhaltsam. Ausnahmen bestätigen die Regel: Hancock ist cool. Deadpool leider albern. Wenn Hollywood-Popcorn, dann bitte mit Schmackes. Wer nach der nächtlichen Herr-der-Ringe-Trilogie mit „Ganz gut, aber etwas unrealistisch“ resümiert, hat das Prinzip nicht verstanden. Wenn irre, dann irre! Harry Potter, eigentlich nur Hanni und Nanni mit Zauberstab – geschenkt. Superhelden brauchen Umhang, können Fliegen und haben Röntgenblick. Zerbrechlichkeit? Schwierig. Batman? Eigentlich großartig. Bruce Wayne? Nicht immer. Kindheitstrauma durch Elternmord? Okay. Aber der Therapeut hat sicher auch nach Drehschluss noch Sprechstunde. Wir wollen den kantigen Val Kilmer – oder besser noch Adam West. Muskelfrei und trotzdem hauteng. Die visuell verstärkten Lautmalereien wie „Pow“, „Slam“ oder „Zapp“ sind wahre Poesie. Immer feste druff. Bei Roy Lichtenstein sogar echte Kunst. Wir stehen also auch intellektuell auf der richtigen Seite. Was im MoMA hängt, ist kein Schund. Ein innerlich zerrissener James Bond, der Verflossenen nachtrauert, das Töten moralisch abwägt und im Alkohol sowie Auto-Zerstören nicht den Sinn des Lebens findet? Menschlich nachvollziehbar – aber dafür haben wir uns doch nicht durch das künstlerisch sicherlich eventuell irgendwo anspruchsvolle Adele-Tina Turner- Madonna-Billy Eilish-Intro gequält. Apropos „BAAM!“ – die deutsche Sprache hat ihren Sprung in die Popkultur erst durch die Lustigen Taschenbücher geschafft. Huch! Ein klassischer Erikativ. Die langjährige Übersetzerin von Walt Disney, Dr. Erika Fuchs hat literarische Maßstäbe gesetzt. Der Erikativ – eine unflektierte Verbform, gebildet durch das Weglassen der Infinitivendung – ist pure Sprachkunst: seufz von seufzen, purzel von purzeln. Puh! Und er ist der Vorläufer der Emojis. RollmitdenAugen. Der Duck’sche Erikativ hat die deutsche Sprache stärker und nachhaltiger verändert als jedes Gendersternchen. Beides gute Entwicklungen. Duck und weg! Dies – und vieles mehr – in der 30. Folge von: Ungefährliches Halbwissen – The Last Missing Podcast.
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