• Der erfolgreiche Stückeschreiber - Stefan Vögel
    Nov 16 2025

    Wenn man im deutschsprachigen Theaterbetrieb über moderne Volkstheater-Komödien spricht, fällt ein Name zuverlässig: Stefan Vögel. Der aus Frastanz-Bazora stammende Autor, Kabarettist und Schauspieler zählt heute zu den produktivsten und erfolgreichsten Stückeschreibern der Region – und doch wissen viele im Ländle kaum, wie umfangreich sein Werk tatsächlich ist.

    Aufgewachsen im rund 300-Seelen-Dorf Gurtis, oberhalb von Frastanz, wurde Vögels Blick für Menschen und Geschichten schon früh geschärft. Das Dorf als sozialer Mikrokosmos und das elterliche Gasthaus als permanente Begegnungszone prägten ihn nachhaltig. Hier sammelte er Figuren, Typen und Szenen, die später in seinen Stücken ihren Platz fanden.

    Seine Schwester Maria Neuschmid, später klassisch ausgebildete Schauspielerin, wuchs mit ihm in dieser Welt auf – eine enge familiäre Verbindung, die bis heute ihre gemeinsamen Theaterarbeiten begleitet.

    Nach der Schulzeit in Feldkirch versuchte sich Vögel kurz an einem Lehramtsstudium in Wien, wechselte dann nach Zürich und schloss dort ein Wirtschaftsstudium ab. Doch bereits während der Studienzeit lebte er zunehmend vom Kabarett – der entscheidende Schritt in seine künstlerische Laufbahn.

    1991 entstand sein erstes eigenes Stück „Grüß Gott in Voradelberg 1“. Rasch folgten weitere Produktionen, zunehmend erfolgreicher und publikumswirksamer. Nach einigen Jahren beschloss Vögel, ein eigenes Theater zu gründen – das VOVO – Vorarlberger Volkstheater, das später in eine bis heute aktive Produktionsfirma überging.

    Vögels besondere Stärke liegt im präzisen Beobachten und pointierten Übersetzen dessen, was die Vorarlberger Mentalität ausmacht. Nicht ein Typ, sondern viele – echt, humorvoll, bodenständig und manchmal herrlich schräg. Seine Figuren wirken so lebensnah, dass das Publikum sich selbst auf der Bühne erkennt.

    Seine Lieder und Szenen haben Kultstatus: vom Bofrostmann-Lied bis zu den 96 Gemeinden, die von Schulklassen auswendig gesungen werden. Mundart, Milieu und Charaktere – bei Vögel wird nichts künstlich aufgesetzt, alles lebt aus Erfahrung.

    Trotz des oft leichten Tons seiner Stücke arbeitet Vögel mit großer Disziplin. Er schreibt wie ein Beamter: täglich frühmorgens ab sechs Uhr, mehrere Stunden, an mindestens fünf Tagen in der Woche. Über 55 Theaterstücke und rund 25 Kabarettprogramme sind so entstanden.

    Die Reihe „Schaffa, Schaffa, Hüsle baua“ gehört zu seinen größten Erfolgen. Sie hat das Publikum über Jahre hinweg begeistert und emotionale Spuren hinterlassen – vom herzhaften Lachen bis zu jenen berührenden Momenten, in denen Zuschauer ihren letzten Abend vor einer schweren Operation im Theater verbringen wollten. Seit Herbst 2025 kommt nun „Schaffa, Schaffa, Hüsle baua 3“ auf die Bühne – wieder mit seiner Schwester Maria Neuschmid. Die beiden verbindet eine jahrzehntelange, perfekt eingespielte Zusammenarbeit. Auch die Figur des Schwarzarbeiters kehrt zurück, inklusive seines legendären Satzes:
    „I han mir au scho a Werkzeugkischt g’putzt.“

    Neben der Zusammenarbeit mit seiner Schwester steht inzwischen auch seine Nichte Anna regelmäßig mit ihm auf der Bühne – die nächste Generation, die das familiäre Talent weiterträgt. Gleichzeitig wagt sich Vögel an ganz neue Formate: etwa an einen über 1000 Seiten starken historischen Roman, an dem er seit zehn Jahren arbeitet.

    Seit über zwei Jahrzehnten lebt er in Mauren (Liechtenstein), verbringt aber regelmäßig längere Aufenthalte in Barcelona, einer Stadt, die ihn inspiriert und die er wegen ihres Meeres, ihrer Wärme und ihres Großstadt-Flairs liebt.


    Wohnort: Mauren (Liechtenstein)
    Weitere Lebensorte: Barcelona
    Ausbildung: Wirtschaftsstudium in Zürich
    Karrierebeginn: Kabarett während des Studiums
    Erstes Stück: „Grüß Gott in Voradelberg“ (1991)
    Werke: ca. 55 Theaterstücke, ca. 25 Kabarettprogramme
    Bekannteste Reihe: „Schaffa, schaffa, Hüsle baua“
    Aktuelles Projekt: „Schaffa, Schaffa, Hüsle baua 3“
    Weitere Arbeiten: Großroman (über 1000 Seiten, in Fertigstellung)


    Show More Show Less
    21 mins
  • Der dirigierende Musikschuldirektor - Nikolaus Netzer
    Nov 9 2025

    Wenn Nikolaus Netzer über seine Arbeit spricht, leuchten seine Augen. Es ist dieselbe Mischung aus Leidenschaft, Hingabe und feinem Humor, die ihn seit Jahrzehnten antreibt – ob am Dirigentenpult, im Orchestergraben oder als Direktor einer der traditionsreichsten Musikschulen Vorarlbergs. Wer ihn erlebt, merkt rasch: Dieser Mann lebt Musik nicht nur, er vermittelt sie mit ganzem Herzen.

    Seit 2009 steht Netzer an der Spitze der Musikschule Feldkirch, der ältesten Musikschule Vorarlbergs, gegründet 1888. Eine Aufgabe, die ihm gewissermaßen zufiel – und die er heute als „Geschenk“ bezeichnet. Damals rief der Stadtamtsdirektor an und fragte, ob seine Jahre zurückliegende Bewerbung noch gelte; Netzer selbst konnte sich kaum mehr daran erinnern. Doch er spürte: Jetzt ist die Zeit reif.

    Dabei war seine Karriere auf einem ganz anderen Weg unterwegs. Netzer, in der Blasmusik groß geworden, studierte Posaune, Klavier und später Dirigieren. Er unterrichtete in Innsbruck, arbeitete am Theater Ulm – wo schon Herbert von Karajan begann – und dirigierte später am Tiroler Landestheater unter Brigitte Fassbender. Sein Weg führte ihn durch Orchestergräben, Opernhäuser und Konzertstätten, bis er sich entschied, den Kompass neu auszurichten: zurück zur pädagogischen Arbeit, zurück zu den Kindern, zurück zur gesellschaftlichen Wirkung von Musik.

    Heute führt er ein Haus, das jährlich rund 1700 Schüler erreicht – und dessen Klang weit über Feldkirch hinausstrahlt. Im Reichenfeld hört man in jedem Stockwerk andere Instrumente; die Schule ist ein lebendiges Biotop für musikalische Entwicklung. Besonders bekannt ist das große Klangfest, das aus dem „Tag der offenen Tür“ hervorging – ein bewusst lautes, fröhliches Zeichen nach der Corona-Stille, bei dem hunderte Menschen musizierend, grillend und miteinander feiernd das Gelände beleben.

    Netzer betrachtet die Musikschule nicht nur als Bildungsanstalt, sondern als sozialen Raum, in dem kulturelle Teilhabe Realität wird. Kooperationen mit Volksschulen sorgen dafür, dass jedes Kind in Feldkirch zwei Jahre lang verpflichtend Kontakt mit Musik hat – unabhängig von Herkunft oder sozialen Voraussetzungen. Ein muslimischer Vater mit vier Töchtern brachte es laut Netzer einmal auf den Punkt: Musik habe seinen Kindern Türen geöffnet, von denen er nie zu träumen wagte.

    Doch Netzer wäre nicht Netzer, wenn er nur auf einem Gleis fahren würde. Noch immer schlägt sein Herz für die Bühne. Seit 2006 ist er künstlerischer Leiter und Intendant des Musiktheaters Vorarlberg. Dort hat er ein Ensemble geschaffen, das wie eine große Familie funktioniert – ein Wiedersehen im Herbst, wie andere es in Berghütten erleben, nur eben mit Partituren und Bühnenstaub. Junge Sänger finden hier ein Sprungbrett, etablierte Stimmen kehren als „Mikey kommt wieder heim“-Momente zurück.

    Für viele stellte sich die Frage: Wie passt das alles zusammen – Schule und Theater, Kinder und Oper, Verwaltung und Kunst? Bei Netzer verschmelzen diese Welten. Er sucht die Verbindung, nicht die Trennung. Er fördert Nachwuchs, modernisiert Strukturen, öffnet Türen zur Oper für Kinder wie Erwachsene und denkt gleichzeitig darüber nach, das Image der Oper neu zu erfinden – weg vom steifen Sitzen, hin zum geselligen Erleben, wie es einst im Barock üblich war.

    Vielleicht ist es genau das, was seine Arbeit auszeichnet: Netzer will nicht nur musikalische Bildung vermitteln, sondern Begeisterung, Lebensfreude und Teilhabe. Unter seiner Leitung ist die Musikschule Feldkirch bunter, offener und vielfältiger geworden. Und er selbst – ein Dirigent mit Herz, Visionen und einem untrüglichen Gefühl für Menschen – sorgt dafür, dass Musik in Feldkirch nicht nur gehört, sondern erlebt wird.

    Geburtsort & musikalische Wurzeln:
    – Musikalisch sozialisiert in der Harmoniemusik Schruns

    Studium:
    – Posaune und Klavier (Lehramt)
    – Diplomstudium Dirigieren



    Show More Show Less
    34 mins
  • Der fliegende Unternehmer - Raphael Rothmund
    Nov 2 2025

    aphael Rothmund ist einer jener seltenen Menschen, bei denen Leidenschaft und Beruf zu einer einzigen Antriebskraft verschmelzen. Was mit einem Sprung ins Unbekannte begann – einem Fallschirmsprung in Hohenems – entwickelte sich zu einer Lebensmission zwischen Himmel, Handwerk und Herzblut: das Fliegen.

    Der gebürtige Vorarlberger, Jahrgang 1996, hat bereits in jungen Jahren einen beruflichen Weg beschritten, der von Mut, Kreativität und Tatendrang geprägt ist. Nach der Handelsschule absolvierte er im Familienunternehmen eine Lehre als Immobilienkaufmann, ehe er in die Versicherungsbranche wechselte und schließlich 2020 den Sprung in die Medienwelt wagte. Als Medienberater und kreativer Netzwerker platzierte er für Regionalzeitungen Kampagnen, entwickelte PR-Texte und verknüpfte seine Kommunikationsstärke mit einer wachsenden Leidenschaft: der Fliegerei.

    Mit 21 Jahren begann Raphael seine Ausbildung zum Privatpiloten – ein Wendepunkt. Der Himmel wurde zu seinem zweiten Zuhause. Die Begeisterung für die Fliegerei inspirierte ihn zu einer ungewöhnlichen, aber konsequenten Entscheidung: Er wollte seine Leidenschaft mit anderen teilen und gründete 2022 das Hochglanzmagazin „Der Flugschreiber“.
    Das Magazin versteht sich als Plattform von Piloten für Piloten und erscheint seither vierteljährlich. Gedruckt auf edlem Papier, mit großformatigen Bildern, Reportagen, Technikberichten und Porträts von Flugbegeisterten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Rothmunds Anspruch: Qualität, Authentizität und echte Geschichten.

    „Ich sehe in Print wieder Glaubwürdigkeit“, sagt er. „Gerade in Zeiten von KI und Deepfakes sehnen sich Menschen nach handgemachten, redaktionellen Inhalten.“

    Neben seiner Tätigkeit als Medienmacher bleibt Raphael Rothmund seiner wahren Leidenschaft treu und machte die Berufspiloten Theorie-Ausbildung, welche als Basis gilt um mit der Ausbildung zum Fluglehrer fortzufahren.
    Er möchte die Faszination des Fliegens weitergeben: „Ich bin Verkäufer und Kommunikator – aber nichts erfüllt mich mehr, als über das zu sprechen, was ich liebe. Wenn ich in Zukunft als Lehrer andere in die Luft bringe, ist das die schönste Form von Erfolg."

    Stillstand kennt Rothmund nicht: 2023 gründete er zusätzlich eine Werbeagentur, 2024 folgte die Personalplattform workenda.at. Seine Projekte entstehen oft aus spontanen Ideen und Gesprächen mit seinem Umfeld – er selbst beschreibt sich als „kreativen Ja-Sager“.

    Er verkörpert eine neue Generation von Unternehmern, die Tradition und Fortschritt verbinden: Handwerkliche Präzision, Offenheit für Technologie, Sinn für Gemeinschaft und Freude am Lernen.

    „Fliegen ist ein Lebensgefühl“, sagt er. „Man lernt nie aus, kann sich immer weiterbilden – und genau das gilt für jedes Projekt, das ich starte.“

    Name: Raphael Rothmund
    Geburtsjahr: 1996
    Wohnort: Vorarlberg (Österreich)
    Ausbildung: Handelsschule, Lehre zum Immobilienkaufmann
    Karriere: Immobilien- und Versicherungsbranche, seit 2020 Medienberater, Gründer und Herausgeber des Magazins Der Flugschreiber, seit 2023 Inhaber einer Werbeagentur, 2024 Gründer der Personalplattform workenda.at
    Fliegerische Laufbahn: Privatpilotenlizenz (2019), Abschluss CPL-Theorie (Berufspilotentheorie) 2025
    Magazin Der Flugschreiber: Hochglanzmagazin „von Piloten für Piloten“, gegründet 2022, erscheint vierteljährlich in Österreich, Deutschland und der Schweiz, www.derflugschreiber.at
    Motivation: Die Leidenschaft fürs Fliegen, die Freude am Lehren, der Wunsch, echte Geschichten in einer schnelllebigen Medienwelt zu erzählen

    Show More Show Less
    19 mins
  • Der konservative Bildungsexperte - Wolfgang Türtscher
    Oct 26 2025

    Wenn man Wolfgang Türtscher begegnet, begegnet man einem Mann, der Bildung nicht nur als Beruf, sondern als Berufung versteht. 69 Jahre jung, verheiratet, Vater zweier Kinder und stolzer Großvater – und vor allem: ein Götzner mit Leib und Seele. Fast vier Jahrzehnte prägte er als Lehrer, Direktor, Organisator und Idealist die Bildungslandschaft Vorarlbergs.

    „Ich war zu Beginn meines Studiums überzeugt, dass ich nie Lehrer werde“, sagt Türtscher mit einem Schmunzeln. Doch das Probejahr am Gymnasium Blumenstraße in Bregenz änderte alles. 37 Jahre lang unterrichtete er dort Deutsch, Geschichte und später auch Ethik – und fand in der Arbeit mit jungen Menschen seine Erfüllung. Für ihn ist der Lehrerberuf „der freieste Beruf der Welt“, geprägt von Eigenverantwortung, Gestaltungsspielraum und der Freude, Jugendlichen Wissen und Werte zu vermitteln.

    Als überzeugter Katholik – „religiös, aber nicht fromm“, wie er betont – sah er im Ethikunterricht keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung zum Religionsunterricht. Sein Zugang war stets von Neugier und Toleranz geprägt: „Ich habe bei meinen Ethikschülern viel religiöses Interesse bemerkt – sie wollten wirklich wissen, was in den verschiedenen Religionen los ist.“

    Neben seiner Tätigkeit als Lehrer war Türtscher jahrzehntelang das Gesicht der Volkshochschulen in Vorarlberg. Ab 1986 leitete er die Volkshochschule Bregenz, baute sie zu einer modernen, professionell geführten Bildungsinstitution aus und gründete 1990 auch die Volkshochschule in seiner Heimatgemeinde Götzis.

    Sein Konzept war klar: Bildung für alle, lebensnah, praxisorientiert und finanzierbar. Unter seiner Leitung entstanden Programme für den zweiten Bildungsweg, Deutsch-Integrationskurse und die Berufsreifeprüfung. „Man muss immer gewappnet sein, neue Aufgaben zu übernehmen – wer knapp kalkulieren muss, wird innovativer“, sagt er über den ständigen Balanceakt zwischen Bildungsauftrag und finanzieller Realität.

    Heute ist Götzis die größte Volkshochschule des Landes – ein Erfolg, der ohne Türtschers Weitblick und organisatorisches Talent kaum denkbar wäre.

    Auch nach seiner Pensionierung bleibt Türtscher aktiv und engagiert. Als Obmann der Bruderschaft St. Arbogast und St. Anna in Götzis hat er 2012 gemeinsam mit Gleichgesinnten eine jahrhundertealte religiöse Gemeinschaft zu neuem Leben erweckt.
    Die Bruderschaft ist für ihn mehr als kirchliche Folklore – sie steht für Werte, Zusammenhalt und soziale Verantwortung: „Wenn jemand in Not gekommen ist, hat die Bruderschaft eingegriffen.“ Heute zählt sie über 260 Mitglieder, von Alt bis Jung, aus ganz Europa.

    Ein weiterer zentraler Teil seines Engagements ist die katholische Mittelschulverbindung Clunia in Feldkirch, der er seit 1980 angehört und deren Obmann er lange war. Für Türtscher sind Verbindungen Orte der Wertebildung – getragen von den Prinzipien Religio, Scientia, Patria und Amicitia: Religion, Wissenschaft, Vaterland und Freundschaft.
    Er war maßgeblich daran beteiligt, die Verbindung für Frauen zu öffnen – ein Schritt, den der konservative Bildungsdenker mit Weitblick und Pragmatismus unterstützte: „Die Mädchen übernehmen genauso Führungsverantwortung – und im Ergebnis hat sich nichts geändert.“

    Wolfgang Türtscher ist ein Mann, der konservativ denkt, ohne rückwärtsgewandt zu sein. Einer, der den Wert von Bildung, Familie und Glaube nicht predigt, sondern lebt. Sein Lebenswerk zeigt, dass konservativ nicht Stillstand bedeutet, sondern Beständigkeit in Haltung und Verantwortung.
    Ob als Lehrer, Volkshochschul-Direktor, Bruderschafts-Obmann oder Verbindungsmitglied – Türtscher hat in allen Rollen eines gemeinsam: Er baut Brücken. Zwischen Generationen, zwischen Bildung und Gesellschaft, zwischen Tradition und Gegenwart.

    „Wichtig war immer, dass die Familie nicht zu kurz kommt“, sagt er zum Schluss. „Meine Frau ist auch Mitglied bei der Clunia – das hilft.“

    Show More Show Less
    28 mins
  • Der Balkanreiseleiter - Nexhat Maloku
    Oct 19 2025

    Wenn Nexhat Maloku von seinen Reisen erzählt, dann funkeln seine Augen. Seit über 30 Jahren führt der 65-Jährige Lehrpersonen aus der Schweiz und Liechtenstein in seine alte Heimat Kosovo, nach Albanien und Nordmazedonien. Was als kleine Initiative begann, ist heute eine einzigartige Bildungsreise, die Brücken baut – zwischen Kulturen, Menschen und Generationen. Doch der Weg dorthin war alles andere als geradlinig.

    Maloku wächst im Süden Kosovos auf, studiert albanische Literatur an der Universität Pristina – eine Zeit des Aufbruchs, aber auch der Repression. Als 1981 Studierende auf die Straße gehen, um mehr Autonomie für Kosovo zu fordern, ist Nexhat mittendrin.
    „Wir wollten, dass Kosovo eine Republik wird, gleichberechtigt wie die anderen“, erzählt er. Doch die Hoffnung wird brutal niedergeschlagen. Er wird dreimal verhaftet, von 1978 bis 1988, und im Gefängnis gefoltert – psychisch wie physisch.

    „Es war schrecklich. Man galt als Verräter“, erinnert er sich. Seine „Schuld“: der Traum von Freiheit und Gleichberechtigung.

    Als Jugoslawien zu zerfallen beginnt, flieht Maloku 1990 in die Schweiz – auf illegalen Wegen, mit Hilfe von Freunden. Er spricht kein Wort Deutsch, hat nichts außer seiner Bildung und seinem Überlebenswillen.
    Doch er kämpft sich durch. Er lernt die Sprache, findet Arbeit, beginnt als Lehrer für „Heimatliche Sprache und Kultur“ (HSK) zu unterrichten.

    Bald unterrichtet er nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene – Lehrpersonen, Sozialarbeitende, Menschen, die Albanisch lernen wollen, um ihre Schülerinnen und Schüler besser zu verstehen. „Ich habe gesehen, dass viele Lehrpersonen kaum wussten, woher ihre albanischsprachigen Kinder kamen“, sagt Maloku. Und so entsteht eine Idee, die sein Leben erneut verändern wird.

    2003, kurz nach dem Krieg, organisiert er die erste Studienreise nach Kosovo. „Ich wollte, dass Lehrpersonen das Land mit eigenen Augen sehen“, erklärt er. Schulen besuchen, Familien treffen, Geschichte erleben.

    Seitdem begleitet er jedes Jahr Gruppen von Lehrpersonen auf zehntägige Bildungsreisen durch den Balkan – von Pristina bis Tirana, von Berat bis ans Meer. Rund 700 Teilnehmende waren bisher dabei.

    Die Begegnungen prägen – auf beiden Seiten. Viele Lehrpersonen halten den Kontakt zu den Familien, die sie dort kennengelernt haben, organisieren Schulprojekte oder private Besuche. „Das Schönste ist, wenn Vorurteile verschwinden“, sagt Nexhat. „Wenn jemand zurückkommt und sagt: Ich sehe dieses Land jetzt mit anderen Augen.

    Heute lebt Maloku in Zürich, aber sein Herz schlägt zwischen den Welten. Auf seinen Reisen wird er überall herzlich empfangen – auf Albanisch oder im breitesten Schweizerdeutsch.
    Er lacht, wenn er erzählt, wie er ehemaligen Teilnehmenden in Tirana begegnet, die ihn in Schweizer Dialekt ansprechen.

    „Ich wollte einfach etwas Gutes machen“, sagt er bescheiden. Doch tatsächlich hat er mehr getan: Er hat das Verständnis zwischen zwei Kulturen nachhaltig geprägt.

    • Geboren: im Süden des Kosovo

    • Wohnort: Zürich, Schweiz

    • Ausbildung: Studium der albanischen Literatur in Pristina

    • Beruf: Lehrer und Reiseleiter

    • Im Gefängnis: Dreimal in den 1980er-Jahren wegen politischer Aktivitäten

    • In der Schweiz seit: 1990

    • Organisiert seit: 2003 Bildungsreisen für Lehrpersonen nach Kosovo, Albanien und Nordmazedonien

    • Teilnehmende: über 700 Lehrpersonen und Studierende

    • Ziel der Reisen: interkulturelles Verständnis, Einblicke in Bildung, Kultur und Geschichte des Balkans

    • Website: www.albanienkosovareisen.ch


    Show More Show Less
    17 mins
  • Der Farbenflüsterer - Thomas Payr
    Oct 11 2025

    Thomas Payr, geboren am 19. September 1940 in Feldkirch-Altenstadt, ist ein Mann, der die Welt durch Linien, Farben und Geschichten erfasst. Sein Leben liest sich wie ein Roman: geprägt von osttirolerischen Wurzeln, künstlerischer Leidenschaft und der unerschütterlichen Überzeugung, dass Kunst nicht nur gemalt, sondern gelebt wird. „Die Kunst ist ein väterliches Erbe“, sagt er – und tatsächlich scheint sie ihm im Blut zu liegen. Schon sein Vater, ein kluger Kopf aus Kals am Großglockner, träumte von einer künstlerischen Laufbahn, doch die Pflichten als Familienvater führten ihn in den Beamtenstand. Thomas Payr aber folgte dem Ruf der Leinwand – wenn auch mit Umwegen.

    Nach der Matura und einem kurzen Intermezzo bei der Post, wo er „die Pragmatisierung“ erreichte („Mein Bub, du verstehst“), brach er auf: erst ins Bauhaus nach Bochum, dann als Lehrer nach Tirol und Vorarlberg, immer mit dem Skizzenblock in der Hand. Die Linie, so sagt er, sei sein „dominanter Ratgeber“. Ob im grafischen Design, in der Malerei oder im Unterricht – Payr blieb ein Zeichner, ein Gestalter, ein Mann, der die Welt in Formen und Farben übersetzt.

    Payrs Stil ist unverkennbar: klar, expressiv, durchdrungen von der Schule des Bauhauses, doch nie dogmatisch. „Ich bin kein Hungerleiter“, betont er, „aber die Kunst war mir immer den Preis wert.“ Sein Atelier in der alten Dogana in Feldkirch wurde zum kreativen Zentrum – bis die Stadt es ihm eines Tages „wegnahm“. Doch Payr ist kein Mann der Klagen. Stattdessen packte er die Koffer und folgte dem Ruf seines Sohnes Simon auf die Kanarische Insel La Gomera. Dort, zwischen Vulkanen und dem endlosen Blau des Atlantiks, entdeckte er ein neues Farbspektrum: „Die Farbe war wie ein Magnet, der mich überschüttete.“ Monatelang malte er unter freiem Himmel, lernte Spanisch („mit Latein als Wurzel“), und fand in der Galeria Oasis eine zweite Heimat. „Das Licht dort ist eine Droge“, schwärmt er. Seine Bilder wurden intensiver, lebendiger – als würde er seinen Motiven nicht nur Farbe, sondern Leben selbst schenken.

    Die Kanaren wurden zu seinem Winterrefugium, ein Ort, an dem er „jeden Tag malte, nicht aus Muss, sondern aus Lust“. Doch selbst im Paradies blieb er ein Vorarlberger: „Die Farbe hier ist verkraut“, sagt er über die Heimat, „aber unten habe ich gelernt, sie zu intensivieren.“ Seine Werke – ob Acryl auf Leinwand oder Mixed-Media-Experimente – erzählen von dieser Dualität: der kühlen Klarheit der Alpen und der glühenden Leuchtkraft des Südens.

    Payr unterrichtete an Gymnasien in Tirol und Vorarlberg, prägte Generationen von Schülern – und lernte selbst nie aus. Seine Kontakte zu Schriftstellern, Kunsthistorikern und Kollegen waren ihm stets wichtiger als der große Markt. „Die Zeit ist die Mängelware unserer Epoche“, sagt er. Doch er nahm sie sich: für Gespräche, für die Staffelei, für das „Gespräch mit dem Bild“ – eine private Auseinandersetzung, die er wie eine Liebe pflegt. „Das Bild ist widerspenstig. Es muss in die Spur gebracht werden.“

    Sein vielleicht berühmtestes Werk, „Feldkirch vernetzt“ (1974/2024), ist ein dreidimensionales Drahtgeflecht, das die Stadt in Linien auflöst. „Ich habe mit dem Lötkolben gearbeitet, bis die dritte Dimension entstand“, erzählt er. Ein Bild, das nicht nur hängt, sondern Raum schafft – genau wie sein Leben, das sich zwischen Ateliers, Reisen und Familienbanden entfaltet.

    Payr schreibt, wie er malt: mit Hingabe und ohne lange zu feilen. Seine Texte – wie das Gedicht „Gestern war ich zu Hause“ – sind voller Erinnerungen an Altenstadt, an eine Kindheit im Schatten der Kirche, an „einen Rosenkranz von Bildern, im Wissen, dass Rosen Dornen tragen“. Doch veröffentlicht hat er sie nie.

    Seine Söhne, der Fotograf David Payr (Wien) und der in Berlin lebende Simon, trugen die Kunst in die Welt. Doch Thomas selbst blieb ein Heimkehrer – heute, mit 85 Jahren, bilanziert: „Die Freiheit in der Malerei war mein größtes Geschenk.“

    Show More Show Less
    33 mins
  • Die Briefmarkengestalterin - Christine Böhmwalder
    Oct 4 2025

    In einer Welt, die sich immer schneller digitalisiert, gibt es noch kleine analoge Botschafter, die Geschichten erzählen, Emotionen transportieren und Erinnerungen bewahren: Briefmarken. Christine Böhmwalder, Gestalterin bei der Philatelie Liechtenstein, gehört zu den Menschen, die diese kleinen Kunstwerke mit viel Hingabe und Leidenschaft entwerfen.

    Seit ihrer Jugend faszinieren sie Briefmarken – damals noch die Entdeckung einer Kollegin, die selbst welche gestalten durfte. Heute ist sie selbst federführend in diesem Bereich tätig und bezeichnet das Entwerfen von Briefmarken als die „höchste Disziplin der Gestaltung“. Denn auf winzigem Raum gilt es, Kunst, Geschichte und Identität so zu vereinen, dass sie weltweit verstanden und geschätzt werden.

    Nach vielen Jahren in der Agenturarbeit wechselte Christine 2020 in die Philatelie. Dort verantwortet sie nicht nur die kreative Gestaltung, sondern auch die Themenauswahl für die künftigen Serien. Schon Jahre im Voraus sammelt sie Ideen, die das kulturelle, historische und gesellschaftliche Leben Liechtensteins widerspiegeln. Ob Natur, Architektur, Kunst oder die Fürstenfamilie – jede Marke erzählt eine Geschichte und wird so zu einem Zeitzeugnis.

    Besonders stolz ist sie auf die jährliche Friedensbriefmarke, die Liechtenstein gemeinsam mit internationalen Partnern herausgibt. Damit sendet das kleine Land eine große Botschaft in die Welt. Für Böhmwalder sind Briefmarken „kleine Botschafter“, die weit über den Postweg hinaus wirken – ob klassisch auf einem Brief, gestickt auf einem Cap oder als digitale Kryptobriefmarke.

    Trotz Digitalisierung glaubt sie an die Zukunft der Philatelie. Denn das Sammeln sei für viele Menschen eine Art Meditation – „Yoga im Kopf“, wie sie es nennt. Es schenke Ruhe, Wertschätzung und Verbundenheit. Junge Menschen würden wieder mehr Postkarten schreiben und sich bewusst Zeit für Handschrift und Haptik nehmen.

    Christine Böhmwalder verbindet in ihrer Arbeit Tradition und Innovation. Sie schafft es, mit jeder Marke ein Stück Liechtenstein in die Welt zu tragen – kunstvoll verdichtet auf wenigen Quadratzentimetern.

    • Wohnort: Götzis, Vorarlberg

    • Tätig bei: Philatelie Liechtenstein (seit 2020)

    • Ausbildung: Grafikerin, Gestalterin

    • Besonderheit: Erste Briefmarke Liechtensteins erschien 1912 – seither weltbekannt für Qualität und Innovation

    • Innovationen: Gestickte Marken, 3D-Marken, Kryptobriefmarken

    • Lieblingsthema: Friedensbriefmarke – jährliche Serie mit internationaler Strahlkraft

    • Auflagenhöhe: meist zwischen 20.000 und 30.000 Stück

    • Sammler weltweit: in über 67 Ländern

    • Philosophie: „Briefmarken sind kleine Botschafter – und das Sammeln ist Yoga im Kopf.“

    Show More Show Less
    27 mins
  • Der erfahrene Kiwi-Züchter - Nikolaus Peer
    Sep 28 2025

    Wenn man durch den Garten von Nikolaus Peer in Göfis spaziert, wird schnell klar: Hier arbeitet jemand mit Leidenschaft, Geduld und einem tiefen Verständnis für die Natur. Zwischen Obstbäumen, Rebstöcken und Beerenpflanzen gedeihen Kiwipflanzen, die in Vorarlberg noch immer Seltenheitswert haben. Peer war einer der Ersten, die im Ländle vor über 30 Jahren mit der exotischen Frucht zu experimentieren begannen – und das mit großem Erfolg. Heute erntet er jährlich bis zu 2.000 Früchte.

    Dabei ist die Kiwi für ihn mehr als nur eine Ergänzung zur Selbstversorgung. Der gelernte Drucker und ausgebildete Baumwärter verbindet in seiner Arbeit fundiertes Wissen mit praktischer Erfahrung. Den entscheidenden Anstoß erhielt er in den 1980er Jahren, als er in Wädenswil in der Schweiz eine professionelle Kiwi-Pflanzung besichtigte. Dort lernte er in wenigen Stunden, wie man die empfindlichen Pflanzen richtig schneidet, erzieht und pflegt. Dieses Wissen hat er über Jahrzehnte verfeinert und an die Bedingungen im Vorarlberger Rheintal angepasst.

    Von der Pflanze zur Kulturführung
    Peer empfiehlt stets, männliche und weibliche Pflanzen getrennt zu setzen – künstlich gezüchtete Zwitterpflanzen seien keine Lösung, da sie langfristig nicht stabil bleiben. Platz ist entscheidend: Eine männliche Pflanze kann bis zu acht weibliche befruchten, benötigt aber ausreichend Raum. Auch der Boden spielt eine zentrale Rolle – sauer muss er sein, kalkhaltige Erde wäre Gift für die Kiwi.

    Das Stützgerüst, das Peer für seine Pflanzen errichtet hat, erinnert an ein Wagenrad oder einen gespannten Schirm. Jahr für Jahr bindet er die neuen, meterlangen Triebe sorgfältig herunter, damit die Früchte in Kopfhöhe hängen und leicht zu ernten sind. Doch nicht die Menge allein zählt: Damit Aroma und Qualität stimmen, dünnt er die Pflanzen im Sommer aus – viele kleine Früchte werden früh entfernt, damit die verbleibenden groß und aromatisch heranreifen können.

    Ökologisches Arbeiten und Verarbeitung
    Seine Kulturführung ist durchdacht und nachhaltig. Mit einer speziellen Bodenbedeckung aus Laub, Häcksel und Vlies schafft er ein Mikroklima, das Wasser speichert und die Pflanzen auch in heißen Sommern versorgt – ganz ohne tägliches Gießen. Gedüngt wird biologisch im geschlossenen Kreislauf.

    Die Ernte im Spätherbst reicht oft bis ins nächste Jahr. Kiwis lagert er im Erdkeller, wo sie unter idealen Bedingungen monatelang frisch bleiben. Ein Teil wird frisch verzehrt, ein anderer getrocknet – in aufwendiger Handarbeit, Scheibe für Scheibe, schonend bei niedriger Temperatur. So entstehen süße, grüne Ringe, die optisch wie geschmacklich überzeugen.

    Vermittler von Wissen
    Peer ist nicht nur Züchter, sondern auch ein leidenschaftlicher Vermittler. Als Mitglied des Obst- und Gartenbauvereins Göfis gibt er sein Wissen in Kursen und Gesprächen weiter. Seine Botschaft: Kiwi-Anbau ist keine Hexerei – mit Geduld, einem geeigneten Standort und der richtigen Pflege können auch heimische Hobbygärtner Erfolg haben.

    Über die Jahre hat sich Nikolaus Peer einen Namen als Kiwi-Pionier gemacht – nicht nur in Göfis, sondern weit über die Gemeinde hinaus. Wer ihn erlebt, merkt schnell: Hier spricht einer, der nicht nur gärtnert, sondern im besten Sinne kultiviert.

    Factbox: Nikolaus Peer

    • Wohnort: Göfis, Vorarlberg
    • Beruf: Gelernter Drucker, ausgebildeter Baumwärter
    • Spezialgebiet: Kiwi-Anbau seit den 1990er-Jahren
    • Anbaufläche: ca. 35 Obstbäume, 20 Rebstöcke, zahlreiche Beeren – und mehrere Kiwi-Pflanzungen
    • Ernte: 1.000–2.000 Früchte jährlich
    • Besonderheit: erste Kiwi-Pflanzungen in Göfis, nachhaltige Bewirtschaftung, biologische Düngung
    • Verarbeitung: Frischverzehr, Lagerung im Erdkeller, Trocknung
    • Engagement: Mitglied im OGV Göfis, gibt Kurse und Tipps für Hobbygärtner


    Show More Show Less
    20 mins