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Chlorgesänge

Chlorgesänge

By: Ute Zill Martina Schrey
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Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!Ute Zill, Martina Schrey Water Sports
Episodes
  • Folge 130: Rainbow Swim
    Oct 15 2025

    Diesmal sind wir in Marzahn - in der Schwimmhalle am Helene-Weigel-Platz, beim internationalen queeren Schwimmevent Rainbow Swim mit knapp 170 Teilnehmenden aus 10 Ländern und 22 Vereinen. Organisiert wurde das Ganze vom Schwimmclub Berliner Regenbogenforellen und dort maßgeblich von Michael Puhl. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um uns dort mit unserem Podcast zu präsentieren, haben eine kleine Tombola veranstaltet - dankenswerterweise unterstützt von Buddyswim - und viele sehr nette Menschen kennengelernt. Überhaupt war das Ganze sehr entspannt - was nicht heißt, dass nicht auch hart um Medaillen gekämpft wurde! Das 50-Meter-Becken war den ganzen Tag belegt mit Einzel- und Staffelwettkämpfen in allen Disziplinen, wer wollte, konnte sich aber auch beim 50 Meter Badewannen-Schwimmen messen oder am Schluss außerhalb der Wertung an der Fun-Staffel teilnehmen.

    Auch in der Vorhalle ging es munter zu, auf englisch, spanisch, französisch und natürlich auch auf deutsch und nachdem der erste Hauptgewinn - eine Schwimmbrille! - gezogen wurde, war auch an unserem Stand jede Menge los. Wir haben natürlich die Gelegenheit genutzt, Michael Puhl zu uns zu bitten, um über die Idee des Wettbewerbs zu sprechen.Mitmachen am Rainbow Swim kann jeder und jede, der/die in einem Verein schwimmt, eine Mindestzeit ist aber nicht erforderlich.

    Ein Jahr Vorbereitungszeit braucht man mindestens für so einen Wettkampf, erzählt Michael, vor allem, weil er für das Event nicht nur eine Schwimmhalle, sondern auch ein Rahmenprogramm organisieren wollte. Die Kampfrichter werden zum Glück vom Berliner Schwimmverband gestellt, das sei das Einfachste, so Michael. Aber auch Angestellte der Berliner Bädebetriebe müssen vor Ort sein. Immerhin wurde die Halle umsonst zur Verfügung gestellt. Interessante Information in diesem Zusammenhang: Es gibt nicht viele Hallen in Berlin, die wettkampftauglich sind - und auch nicht alle, die frisch saniert werden, werden dabei dann wettkampftauglich gemacht.

    Rekorde werden hier heute nicht geschwommen - aber dabei geht es beim Rainbow Swim auch nicht. Schnell sind viele Teilnehmende trotzdem, wir wären da sicher nicht in der ersten Reihe! Die älteste Teilnehmerin ist immerhin 87 Jahre alt, die jüngste 21. Spürbar ist die große Wertschätzung in der Halle, die wirklich allen entgegen gebracht wird, immer wieder gibt es lebhaften Applaus.

    Michael hat das Turnier nicht nur mit vielen Helferinnen und Helfern organisiert, er ist auch aktiv bei den Regenbogenforellen (Chlorgesänge Folge 37) und selber bei den Wettkämpfen mitgeschwommen: 50 Meter Delphin. Aber zufrieden sei er nicht mit seiner Zeit, erzählt er uns. Eine halbe Stunde später treffen wir ihn dann nochmal am Beckenrand. Und er reckt uns stolz seine Goldmedaille entgegen!

    Fazit: Er und wir und auch alle anderen sind sehr zufrieden, wie der Rainbow Swim gelaufen ist. Wiederholung nicht ausgeschlossen.

    P.S. Wir reden in der Folge davon, dass das Schwimmbecken ein paar Zentimeter zu kurz sei für offizielle Wettkämpfe - das war auch tatsächlich lange so. Mit der letzten Sanierung wurde das Problem aber behoben: Das Becken ist nun exakt 50 Meter lang!

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    28 mins
  • Folge 129: Blind Vertrauen
    Oct 8 2025

    Diesmal geht es um Menschen, für die es sehr schwer ist, schwimmen zu lernen. Und denen es zusätzlich auch noch schwer gemacht wird: Menschen, die blind sond oder eine starke Sehbeeinträchtigung haben. Zu Gast ist Julie Rühberg, die als Sportlehrerin im Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Hamburg arbeitet. Und dort blinden und sehbeeinträchtigten Kindern das Schwimmen beibringt.

    Keine leichte Aufgabe - denn vor allem von Geburt an Blinde haben überhaupt keine Vorstellung davon, wie schwimmen überhaupt funktioniert. Sie sehen keinen Beckenboden, haben keine Vorstellung von Tiefe und wissen nicht, wo das Becken zuende ist. Wasser in den Augen macht es zusätzlich schwierig, denn gerade weil die Kinder nicht sehen können, ist das für die meisten sehr unangenehm. Hinzu kommt, dass es in Schwimmbädern oft sehr laut ist und es in der Regel sehr hallt. Blinde und sehbeinträchtigte Menschen hören diese Geräusche noch viel stärker als Sehende und können sie viel schlechter filtern.

    All das macht es für sie schwerer, das Schwimmen zu lernen - aber eben überhaupt nicht unmöglich, sagt Julie. Im Gegenteil - jeder und jede solle diese Chance bekommen, findet sie. Denn nur wer schwimmen kann und mindestens das Bronze-Abzeichen hat, darf dann auch allein ein öffentliches Schwimmbad besuchen. Allerdings - öffentliche Schwimmkurse für Blinde und Sehbehinderte gibt es praktisch nicht. Das Problem: Es gibt viel zu wenig Schwimmlehrer:innen, die darin ausgebildet sind und sich das zutrauen. Und wer einen Verein für blinde und sehbehinderte Schwimmer:innen besuchen will, muss in der Regel vorher schwimmen können.

    Im Hamburger Bildungszentrum hat man sich deshalb zum Ziel gesetzt, allen Kindern verbindlich Kurse zur Wassergewöhnung und Schwimmvermittlung anzubieten. Das Ziel: Wenigstens das Seepferdchen, wenn möglich aber noch mehr. Hilfreich ist, dass die Schule ein eigenes Therapieschwimmbecken auf dem Gelände hat, man buche aber auch Wasserzeiten bei den öffentlich Bädern, erzählt Julie. Zunächst gehe es darum, sich nicht nur an das Wasser zu gewöhnen, sondern auch die Umgebung abzutasten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo man sich eigentlich bewegt. Das Schwimmenlernen selbst finde in lauter kleinen Abschnitten statt, mit geführten Bewegungen und ganz viel Halt. Nicht nur die Kinder genießen das - auch die Eltern sind oft erstaunt, weil sie das ihren Kindern oft gar nicht zugetraut haben.

    Julie ist mit großem Engagement bei der Sache. Nicht nur im Schwimmbecken - sie hofft, dass ihre Schule auch Vorbild für andere sein kann. Und dass die Bäderbetriebe und andere Organisationen merken, wie wichtig es ist, dass wirklich alle Menschen, auch mit Beeinträchtigungen, schwimmen lernen können. Und entsprechende Schwimmlehrer:innen ausbildung. Ein gutes Beispiel ist für sie die Stiftung „Deutschland schwimmt“ - denn die bildet bereits deutschlandweit Inkusionsschwimmlehrer:innen aus.

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    32 mins
  • Folge 128: Mit Liebe in die nächste Saison
    Oct 1 2025

    Der Mann, mit dem wir uns diesmal zum Ende der Freibadsaison im Kreuzberger Prinzenbad treffen, ist in seinem Job so richtig mit Herzblut unterwegs. Dabei ist dieser Job alles andere als ein Spaziergang: Ricardo Haas ist der Betriebsleiter der Berliner Bäderbetriebe, zuständig für alle 67 Bäder, für Personal, Marketing, Sicherheit, Wasserflächenmanagement, Gewerke … eben praktisch alles. Und wer wie wir die Berliner Bäder kennt, weiß, was das für eine immense Verantwortung bedeutet.

    Aber dass ihm da was schwer auf den Schultern läge, diesen Eindruck macht der 41jährige überhaupt nicht. Seit Sommer 2024 ist er bei den BBB, er hat sich diesen Job wirklich gewünscht, erzählt er uns. Gerade weil eben immer was los ist und viele Herausforderungen warten. Natürlich sei es immer wieder ein schwieriger Spagat zwischen all den Plänen, die er möglichst gut und schnell umsetzen will - und dem Geld, was immer hinten und vorne nicht reicht. Aber jetzt könnte es zumindest für einige Vorhaben ordentlich Geld geben - der Berliner Senat will nämlich mit dem so genannten Klimapakt die Landesunternehmen beim Erreichen ihrer Klimaziele unterstützen. Noch hat das Parlament es nicht beschlossen. Aber wenn alles gut geht, könnten die Bäderbetriebe dafür bis 2030 rund 200 Millionen Euro extra bekommen. Bedeutet: Bäder, die schon lange darauf warten, könnten endlich saniert werden.

    An den langen Baustellen und ewig geschlossenen Bädern wie beispielsweise dem Paracelsus-Bad ändert das aber erstmal leider nichts. Hier gebe es einfach Probleme, die nicht immer vorhersehbar sind, erzählt er uns. Besonder hakelig: der Denkmalschutz. Da müssen beispielsweise Fliesen her, die es schon lange nicht mehr gibt. Das mache das Ganze aufwendig und teuer.

    Auf die zurückliegende Freibadsaison schaut auch Haas mit gemischten Gefühlen. Es war einfach zu kalt. Auch im Wasser. Ob das im nächsten Jahr anders wird, lässt er sich allerdings noch nicht so richtig entlocken. Wir sind trotzdem vorsichtig optimistisch: Da wurde was verstanden.

    Auch über die aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen will Haas nochmal nachdenken. Schließlich solle so ein Bad ja ein Ort des Vergnügens sein und keine Türsteher brauchen. Insgesamt sieht er bei der Vermarktung der Bäder noch ordentlich Luft nach oben - so eine Kampagne, wie die BVG oder die BSR sie seit Jahrzehnten machen, würde den Bädern sicher auch nicht schaden, findet er.

    Vorstellbar wäre für ihn auch der Einsatz von KI, um die Schwimmmeister:innen bei der Aufsicht der Badenden zu unterstützen, so genannte Anti-Ertrinkungssysteme. Allerdings - auch das geht nicht einfach so, sondern muss technisch vorbereitet werden. Und dann ist da noch der Datenschutz, weil diese KI eben auch Bilder macht. Ihr Einsatz wird aber zumindest in den Bädern, die gerade saniert werden, bereits vorbereitet. Interessant: Wenn es irgendwann kommt, dann zunächst in Hallenbädern. Für Freibäder ist KI noch nicht wirklich optimal, erzählt er uns.

    Bei den Preisen ist Haas ganz klar. Er versteht, dass viele die Unterteilung der Bäder in Kategorien nicht nachvollziehen können - aber die Preise seien seit 2017 nicht mehr erhöht worden, das musste jetzt einfach sein, sagt er. Und für alle, die es noch nicht entdeckt haben - so wie wir - bis das so genannte Abo-Modell Ende des Jahres die Jahreskarte endgültig ablöst, gibt es eine Monatskarte - für 38 Euro (erm. 30 Euro), gültig für alle Bäder.

    Die Haas im übrigen, wie er bedauert, bislang noch nicht alle besuchen konnte. Aber er arbeite daran, in 42 Berliner Bädern war er bereits. Außerdem gehe er auch selber immer mal schwimmen. Das Gute, findet er: Man erkennt ihn noch nicht. Und so sehe er tatsächlich das echte Leben in den Bädern. Und nicht nur das, was er sehen soll.






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    38 mins
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